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Blogbeitrag
02.10.2025

Der Klimawandel ist längst zu einem der zentralen Treiber unternehmerischer Verantwortung geworden. Investoren, Kunden und Aufsichtsbehörden erwarten zunehmend, dass Unternehmen nicht nur vage Nachhaltigkeitsziele formulieren, sondern konkrete, wissenschaftlich fundierte Ziele zur Reduzierung ihrer Emissionen vorlegen. Auch die ESRS verlangen fundierte Angaben im Nachhaltigkeitsbericht, die im Einklang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel stehen.

Science Based Targets (SBT) bieten hierfür einen glaubwürdigen und wissenschaftlich fundierten Rahmen, um die vom Unternehmen gesetzten Reduktionsziele an den Zielen des Pariser Abkommens auszurichten. Die Science Based Targets Initiative (SBTi), eine internationale Initiative aus führenden Umweltorganisationen, treibt diesen Standard voran und validiert die Klimaziele von Unternehmen.

Im Kern geht es mit Blick auf die Entwicklung von Klimazielen als Teil einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie durch Unternehmen insbesondere (aber nicht nur) darum, unter Zugrundelegung der von der SBTi entwickelten Standards die eigenen Treibhausgasemissionen so weit zu reduzieren, dass der unternehmensspezifische Beitrag mit den Klimazielen des Pariser Abkommens vereinbar ist – also die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C, möglichst 1,5 °C, zu begrenzen.

Was sind Science Based Targets und warum sind sie wichtig?

SBTs sind wissenschaftlich fundierte Emissionsreduktionsziele, die Unternehmen auf Grundlage der neuesten Klimaforschung festlegen. Sie müssen im Einklang mit dem stehen, was notwendig ist, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen: die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2°C, idealerweise auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau.

Im Unterschied zu allgemeinen Nachhaltigkeitsversprechen von Unternehmen, die häufig unverbindlich bleiben, stellen SBTs einen überprüfbaren, messbaren und transparenten Rahmen dar. Unternehmen verpflichten sich, innerhalb eines festgelegten Zeitraums ambitionierte Reduktionspfade einzuhalten und diese mit wissenschaftlichen Methoden zu belegen.

Die wissenschaftliche Grundlage dieser Ziele ist das vom Weltklimarat (IPCC) erarbeitete Konzept eines globalen „Kohlenstoffbudgets“, das die maximale Menge an kumulativen CO2-Emissionen definiert, die noch in die Atmosphäre abgegeben werden dürfen, bevor eine bestimmte Schwelle der Klimaerwärmung überschritten wird. 

Um die 1,5°C-Grenze des Pariser Abkommens mit einer Wahrscheinlichkeit von > 67% einhalten zu können, dürfen laut IPCC ausgehend von dem Jahr 2020 weltweit insgesamt nicht mehr als 400 Gigatonnen (Gt) CO2 emittiert werden. Bei der derzeitigen jährlichen Emission von 42,2 Gt CO2 wird dieses Budget Stand heute voraussichtlich in weniger als vier Jahren erschöpft sein und bei einem darüberhinausgehenden Ausstoß zu einer globalen Erwärmung von über 1,5°C führen (siehe dazu insgesamt Diskussionspapier „Science-based Targets“ des UN Global Compact Netzwerk Deutschland aus Juni 2022 sowie den Climate Change Report 2023 des IPCC). Diese alarmierend kurze Zeitspanne, die verbleibt, um das Klimaziel überhaupt noch einhalten zu können, unterstreicht die extreme Dringlichkeit sofortiger und massiver Emissionsreduktionen. Insbesondere Unternehmen sind angehalten, einen Beitrag hierzu zu leisten und sich ambitionierte Ziele für ihren Beitrag zur Reduzierung des Treibhausgasausstoßes zu setzen.

Die Bedeutung von SBTs geht jedoch über die reine Einhaltung von Vorschriften hinaus. Sie dienen als wertvoller Ausgangspunkt für die Entwicklung einer umfassenden Klimastrategie im Unternehmen. Indem Unternehmen ihre Ziele an der Klimawissenschaft ausrichten, erhalten sie eine klare Roadmap für ihre Dekarbonisierungsbemühungen. Dies ermöglicht es ihnen, Emissions-Hotspots zu identifizieren, Innovationen voranzutreiben und klimabezogene Risiken proaktiv zu managen. Ein Vergleich der internen Reduktionspfade mit den wissenschaftsbasierten Zielen offenbart oft eine „Lücke“, die Unternehmen dazu anregt, zusätzliche, wirksamere Maßnahmen zu ergreifen und innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Mit Blick auf die von den Unternehmen zu erarbeitenden SBTs spielt die SBTi eine zentrale Rolle. Durch ihre Tätigkeit im Bereich der Standardisierung und Validierung von Emissionsreduktionszielen trägt sie dazu bei, dass die von den Unternehmen gesetzten Ziele nach den gleichen Standards bestimmt und damit vergleichbar werden. Dabei hat aus sie das 1,5°C-Ziel als standardmäßiges Ambitionsniveau für kurzfristige Ziele (Scope-1 und 2) festgelegt. Für Scope-3- Emissionen ist ein Szenario notwendig, das mit einer globalen Erwärmung von deutlich unter 2°C übereinstimmt.

Der Beitrag wurde gemeinsam mit Mahmood Mohebbi erstellt.

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